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09.09.20 –
Wer schon etwas länger im Kreistag tätig ist mag sich vielleicht erinnern: Bereits 2014 gab es einen Antrag ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren einzurichten.
Im Protokoll kann man noch heute folgende Aussage von Herrn Zobel von den GRÜNEN nachlesen: „Ein anonymisiertes Verfahren biete ferner die Möglichkeit, mehr Transparenz bei den Bewerbungsverfahren für die Mitglieder des Kreistages zu schaffen. So sei es bei der Stadt für die Mitglieder des Rates möglich, die Bewerbungen einzusehen und ein favorisierendes Votum abzugeben.“ Als es 2014 ebenso um die Wahl eines Kreisrats ging stand im Protokoll: „Frau Pfützner erklärte, ihre Fraktion spreche sich für die grundsätzliche Einführung eines anonymen Auswahlverfahrens aus und werde sich deshalb bei den Beschlussfassungen enthalten.“
Nun sechs Jahre später stehen wir vor einer vergleichbaren Situation. Mehrere Mitglieder des Kreistags aus verschiedenen Fraktionen wollten die Bewerbungsunterlagen einsehen, was nur unter erschwerten Bedingungen möglich war. Schnell ging es auch nicht mehr um Qualifikation, sondern um Fragen nach Parteibuch und ob die beiden Favoriten des Landrats infolge ihres CDU-Parteibuchs Vorteile im Auswahlverfahren hatten. Es kamen weitere Fragen auf: Weswegen durften sich die übrigen Kandidaten aus der engeren Wahl sich nicht persönlich vorstellen? Weswegen wurde die Stelle eines Kreisrats in der CZ, dem Bewerbungsportal des Landkreises Celle, der Jobbörse der Agentur für Arbeit und der Stellenbörse „interamt.de“ ausgeschrieben, eine Sachbearbeiterstelle dagegen neben (!) diesen vier Medien noch zusätzlich in der Uelzener Zeitung, der Aller Zeitung, bei Bund.de und bei Facebook?
Durch die nichtanonymisierte Ausschreibung wurde ein an sich geeigneter Kandidat im Vorhinein beschädigt und Parteibuch, sowie die Frage, ob die Stelle nur als Sprungbrett genutzt wird, standen plötzlich im Vordergrund. Der Kandidat wurde dadurch schon vor Amtsantritt öffentlich beschädigt. Nicht durch die SPD, welche das Thema öffentlich machte, sondern durch die Verwaltung mit der Art und Weise ihres Auswahlprozesses.
Wäre ich Mitarbeiter der Kreisverwaltung würde ich mir die Frage stellen, welche beruflichen Aufstiegschancen ich auf höhere Positionen hätte. Wird tatsächlich immer die beste Bewerberin bzw. Bewerber ausgewählt? Das ist nicht nur demotivierend, sondern ist auch eine konkrete Gefahr gute Leute an andere Behörden zu verlieren. Dass unser Antrag auf Vertagung bis zum Abschluss eines vollständigen Auswahlverfahrens keine Mehrheit im Kreisausschuss fand ist bedauerlich. Möglicherweise hätte am Ende überparteiliche Einstimmigkeit für die beiden Favoriten des Landrats geherrscht. Und das wäre ein perfekter Start in die neue Position gewesen.
Kategorie
Kreistagsfraktion