01.08.21 – von Dr.-Ing. Christian Sauer –
Etwa 45 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen sind in Deutschland aktuell so versiegelt, dass wichtige Bodenfunktionen, vor allem die Wasserdurchlässigkeit und die Bodenfruchtbarkeit, für immer verloren sind. In der Folge können Grundwasservorräte nicht aufgefüllt werden und das Risiko steigt, dass es bei Starkregen zu Überschwemmungen kommen kann. Und obwohl Flächenversiegelung ein bundesweites Thema ist, kann man auf kommunaler Ebene sehr viel entscheiden. Auch Wathlingen ist von dem Thema der Flächenversiegelung betroffen. Zum Beispiel sind unsere Grundwasserspeicher aufgrund der Trockenjahre 2018 und 2019 immer noch nicht wieder aufgefüllt. Und wenn der Landwirtschaft Fläche entzogen wird für Bauland, muss die verbleibende landwirtschaftliche Fläche noch intensiver bewirtschaftet werden.
Der Wohnraumbedarf der Wathlinger, bisher zu oft ignoriert, sollte nicht weiter übersehen werden. Es wurde kein Wohnraum für sozial Schwache oder die immer älter werdende Gesellschaft geschaffen. Für keine dieser Gruppen kommt ein einstöckiges Einfamilienhaus in Dorfrandlage in Frage.
Bei zukünftigen Wohngebieten in Wathlingen müssen daher folgende Punkte berücksichtigt werden.
- Die Flächenversiegelung ist durch Ausgleichsmaßnahmen zu kompensieren. Bei neuen Baugebieten müssen die Ausgleichsmaßnahmen auf dem entstandenem Bauland erfolgen.
- Wächst die Gemeinde durch den Verkauf von Bauland, dürfen nur so viele Grundstücke gleichzeitig verkauft werden, wie die Kinder der zugezogenen Familien auch in den Kitas, Kindergärten und Schulen betreut werden können. Peak-Szenarien sind für junge Familien extrem belastend und würden enorme Folgekosten verursachen.
- Der Wohnraumbedarf der Wathlinger muss bei jedem Projekt berücksichtigt werden. Dazu gehören altersgerechte Wohnformen und sozialer Wohnungsbau. Bei neuen Wohngebäuden im Dorfzentrum ist vorzusehen, dass diese altersgerecht und barrierefrei gebaut werden.
- Innerhalb des Ortskerns müssen Bebauungspläne angepasst werden, damit eine Verdichtung stattfinden kann. Grundsätzlich sind hier Mehrfamilienhäuser vorzusehen und Baulücken zu schließen. So entsteht bezahlbarer Wohnraum, der vollständig auf zusätzliche Flächenversiegelung verzichtet. Die Mischung von Wohnen und Kleingewerbe bietet weitere Vorteile.
- Bürgerenergie fördern: dies hilft Wohnnebenkosten zu reduzieren.
- den ungenutzten Photovoltaikstrom der öffentlichen Gebäude an umliegende Anwohner vermarkten; auch dies in Teil der Bürgerenergie
- Leerstehende Gebäude und Grundstückspekulation unattraktiv für die Eigentümer machen
- ÖPNV verbessern, das reduziert Parkflächen. Zum Beispiel die Anbindung nach Ehlershausen viel besser gestalten.
- (Echte) Radwege bauen um die Anzahl der PKW‘s (Stellfläche) zu reduzieren
- Homeoffice fördern. Das reduziert die Büroraumfläche und die Anzahl der Zweitwohnungen in den Städten wie Hannover. Eine Umnutzung dieser Leerstände für Wohnraum ist anzustreben.
Ihre Kandidaten für die Grünen in Wathlingen
Marcel Kasimir, Mar-Heinz Marheine, Dr.-Ing. Christian Sauer