08.02.22 – von Johanna Thomsen & Karin Abenhausen –

Muss Celle wirklich wachsen?

„Celle muss wachsen, wachsen, wachsen!“ Auf diese kurze Devise lässt sich bringen, was die Stadtverwaltung jetzt in einer öffentlichen Online-Veranstaltung zur Neufassung des Flächennutzungsplanes verkündete. Die grüne Stadtratsfraktion sieht diesen Ansatz kritisch. "Es kann doch nicht sein, dass alle Kommunen in einen für die Natur mörderischen Wettbewerb eintreten nach der Devise: Wer hat die meisten Baugebiete?“ so das grüne Bauausschuss-Mitglied Karin Abenhausen. „Das ist völlig rückwärts gewandte Politik aus dem letzten Jahrhundert.“

Grundsätzlich begrüßen die Grünen, dass die Bevölkerung sich zu den künftigen Planungen äußern kann. Doch ein Blick auf die Karten, die sich kaum auffindbar auf der Internetseite der Stadt befinden, zeigt, in welch großem Ausmaß der Wunsch nach Wachstum in den kommenden 15-20 Jahren besteht. Allein zehn neue Baugebiete sind angedacht. Celle will damit als Oberzentrum die Landkreisgemeinden ganz klar in die Grenzen weisen, so die Grünen.

„Dabei wäre eine derartige Versiegelung von Flächen gar nicht notwendig“, so Viktoria Künstler von den Grünen. Denn zum Einen stagnieren die Bevölkerungszahlen und zum Anderen verfügt Celle über ein großes Potenzial an schon versiegelten Bauflächen, die innerhalb der Stadt liegen. Hier ist zu aller Erst Handeln angesagt, um darauf Wohnraum entstehen zu lassen. Außerdem hat die Stadt einen erheblichen Leerstand. Diesen Schatz gilt es mithilfe eines Leerstandskatasters zu heben. Dann kann auch aktiv dafür gesorgt werden, dass in Bestandswohnungen und Häuser wieder Leben einzieht. So wird die Stadt davor bewahrt, innen zu veröden, während der Stadtrand immer weiter wächst.

„Es entsteht der Eindruck, dass sich Celle schnell noch ganz viele Baugebiete sichern will, bevor dem Flächenfraß ein Riegel vorgeschoben wird“, so Johanna Thomsen, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Ab 2023 dürfen in Niedersachsen nur noch 3 Hektar pro Tag versiegelt werden, momentan sind es noch rund 7 Hektar, die täglich der Landschaft verloren gehen. Das sind zehn Fußballfelder.

Wenn schon Beteiligung, dann richtig. Deshalb sollte die Möglichkeit, Anregungen einzubringen, auf der Stadtseite auch auffindbar sein. Momentan findet die Neufassung des Flächennutzungsplanes samt Kommentarfunktion noch versteckt im Kalender auf der Internetseite  unter dem 18. Januar. Die nächste Veranstaltung zum Flächennutzungsplan unter dem Aspekt Mobilität findet am 1. Februar ebenfalls als Online-Veranstaltung statt.

gez. Johanna Thomsen- Fraktionsvorsitzende                    Karin Abenhausen - Bauausschuss